Hyperbilirubinämie: Bilirubin-Wert (Laborwert tBil) zu hoch
Wenn der Bilirubinspiegel im Blutserum über 1,2 mg/dl (20,5 µmol/l) liegt, spricht man von Hyperbilirubinämie. In den Laborwerten ist dann der Blutwert (Gesamt-)Bilirubin erhöht bzw. zu hoch. In der Folge kommt es zur Gelbsucht (med.: Ikterus): nach und nach färben sich die Gewebe im Körper gelblich.
Bilirubin ist ein gelbes Abbauprodukt des Hämoglobins, das in den roten Blutkörperchen vorkommt. Es entsteht, wenn alte rote Blutkörperchen abgebaut werden. Bilirubin wird normalerweise in der Leber verarbeitet und über die Galle in den Darm ausgeschieden.
Ursachen einer Hyperbilirubinämie
Eine Hyperbilirubinämie kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden:
- Physiologische Gelbsucht (Neugeborenenikterus): Bei Neugeborenen ist eine vorübergehende Hyperbilirubinämie relativ häufig. Sie entsteht aufgrund der noch unreifen Leberfunktion, die Bilirubin nicht schnell genug verarbeiten kann. Die Haut des Babys kann gelblich erscheinen, und es kann eine Gelbsucht auftreten, die normalerweise nach einigen Tagen oder Wochen von selbst abklingt.
- Lebererkrankungen: Eine gestörte Leberfunktion kann zu einer Hyperbilirubinämie führen. Dies kann durch Erkrankungen wie Hepatitis (Leberentzündung), Leberzirrhose, Leberkrebs oder Lebererkrankungen aufgrund von Alkoholmissbrauch verursacht werden.
- Blockierung der Gallenwege: Eine Blockierung der Gallenwege, zum Beispiel durch Gallensteine oder Tumore, kann dazu führen, dass Bilirubin nicht richtig in den Darm abfließen kann, was zu einem Anstieg des Bilirubinspiegels im Blut führt.
- Hämolytische Anämie: Bei dieser Art von Anämie werden rote Blutkörperchen vorzeitig abgebaut, was zu einem erhöhten Bilirubinspiegel führt.
Ursache für erhöhte Bilirubin-Werte
Es gibt eine Reihe von möglichen Ursachen. Zur genaueren Bestimmung werden das Verhältnis von direktem und indirektem Bilirubin (siehe unten), aber auch andere Blutwerte herangezogen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Störung der Bilirubin-Aufnahme, z.B. durch
- eine Leberentzündung (Hepatitis)
- Überlastung des Transportsystems (z.B. weil Medikamente dieselben Transportwege blockieren)
- Störung der Bilirubin-Konjugation (Umwandlung in der Leber): meist erblich bedingt, z.B.
- Gilbert-Meulengracht-Syndrom
- Crigler-Najjar-Syndrom
- Störung des Bilirubin-Transportes: ebenfalls meist erblich bedingt. Hierzu zählen
- Dubin-Johnson-Syndrom
- Rotor-Syndrom
- Störung des Galle-Abflusses: recht häufig, weitere Leberwerte sind meist auffällig (z.B. ALAT oder Gamma GT). Meist durch Verstopfung der Gallengänge (Verschlussikterus), z.B. durch:
- Gallensteine (häufig sehr schmerzhaft: Koliken)
- Tumor (meist nicht schmerzhaft)
- Medikamente: verschiedene Substanzen in Medikamenten gelange über das Blut auch in die Leber, wo sie in Stoffwechselprozesse eingreifen - nicht selten als unerwünschter Nebeneffekt.
- Prähepatischer Ikterus (nicht durch eine Schädigung an der Leber hervorgerufen), z.B.
- Wenn zu viele Blutkörperchen direkt im Blut abgebaut werden, erhöht sich besonders das indirekte Bilirubin (das noch nicht in die Leber gelangt ist). Dazu gehören verschiedene Anämien, z.B. die Sichelzellenanämie (siehe Mikrozytäre Anämie).
- Neugeborene haben nicht selten eine "prähepatische Gelbsucht", weil die Leber in diesem frühen Stadium noch nicht voll funktionsfähig ist und nicht ausreichend Bilirubin abbauen kann.
In der Regel lässt sich die Ursache erhöhter Bilirubinwerte durch den Abgleich mit anderen Laborwerten ermitteln.
Syptome einer Hyperbilirubinämie
Die Symptome einer Hyperbilirubinämie können Gelbsucht der Haut und des Augenweißes (Ikterus), dunkler Urin und heller Stuhl sein. Die Behandlung hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Wenn eine Hyperbilirubinämie durch eine zugrunde liegende Grunderkrankung verursacht wird, muss diese behandelt werden, um den Bilirubinspiegel zu normalisieren und mögliche Komplikationen zu verhindern. Ein Arzt wird eine angemessene Diagnose stellen und eine geeignete Behandlung empfehlen.
In jedem Fall gelangen große Mengen Bilirubin unkontrolliert wieder ins Blut und verteilen sich so im gesamten Körper. Da es hierfür keine sinnvolle Verwendung gibt (keine geeigneten bio-chemischen Prozesse), lagert sich der gelbe Farbstoff einfach mehr oder weniger überall ab, zum Beispiel in der Haut und in der Sclera des Auges (das Weiße im Auge). Mangels Farbstoff wird der Stuhl sandfarben hell und der Urin eher dunkel gefärbt.
Bilirubin Normalwerte
Von dem Gesamt-Bilirubin, das im Blut gemessen wird, sind etwa. 5/6 indirektes, also solches, das an Albumin gebunden ist. Nur ca. 1/6 ist direktes (konjugiertes) Bilirubin, dass durch Glucuronsäure wasserlöslich gemacht wurde.
Im Laufe des Tages verändert sich die Bilirubinkonzentration des Blutes, daher sollte die Bluentnahme morgens auf nüchternen Magen erfolgen. Die Normalwerte für Erwachsene betragen:
Bilirubin-Normalwerte | ||
Leberwert | in Milligramm pro Deziliter | in Mikromol pro Liter |
Bilirubin | unter 1,2 mg/dl | unter 20,5 µmol/l |
indirektes Bilirubin | unter 1,0 mg/dl | unter 17,1 µmol/l |
direktes Bilirubin | unter 0,2 mg/dl | unter 3,4 µmol/l |
Abkürzungen: mg = Milligramm; dl = Deziliter; µmol = mikromol; l = Liter - Mehr zu den Einheiten
Bei fast 60% der Neugeborenen kommen vorübergehend auch höhere Bilirubinwerte vor (Neugeborenen-Gelbsucht). Der Grund dafür ist, dass die Aktivität des Enzyms Glucuronyltransferase, das die Umwandlung in direktes Bilirubin katalysiert, noch nicht wirklich ausgebildet ist. Die Gefahr hierbei ist, dass sich Bilirubin im zentralen Nervensystem ablagert und hier zentralnervöse Schäden verursacht. Mit Hilfe von UV-Strahlung kann das in der Haut abgelagerte Bilirubin in wasserlösliches Lumirubin umgewandelt werden, so dass es ausgeschieden werden kann (Phototherapie).