BSG-Wert vermindert, zu niedrig (Blutsenkung)

Ein niedriger BSG-Wert bzw. eine verminderte Blutsenkung hat im Zusammenhang mit Entzündungswerten nur dann Relevanz, wenn der CRP-Wert erhöht oder die Anzahl der Leukozyten abweichend ist. In dem Fall werden die Entzündungswerte verglichen, um möglicherweise Aussagen über den zeitlichen Verlauf treffen zu können. Der BSG-Wert gehört neben dem CRP-Wert (C-reaktives Protein) und den Leukozyten zu den "Entzündungswerten".
Die Blutsenkung ist allerdings unspezifisch, weil abweichende Werte vielfältige Ursachen haben können. Zudem ist er relativ ungenau, da die Normwerte von vielerlei Faktoren abhängen (Alter, Geschlecht). Desweiteren kann es bei der Laboruntersuchung immer wieder auch zu Ungenauigkeiten kommen. Die Ermittlung der Blutsenkung ist daher immer im Zusammenhang mit weiteren Blutwerten zu sehen und dient daher vor allem der Verlaufskontrolle.
Ansonsten lässt sich eine verminderte Blutsenkungsgeschwindigkeit meist durch unnormale Veränderungen bei den roten Blutkörperchen erklären, z.B.:
- hohe Anzahl von Erythrozyten (Polyglobulie)
- vermindertes Erythrozytenvolumen (Mikrozytose)
Mögliche Ursachen eines verminderten BSG-Wertes
Es ist wichtig zu beachten, dass ein niedriger BSG-Wert normalerweise nicht auf eine schwerwiegende Erkrankung hinweist und in den meisten Fällen keine weiteren Maßnahmen erforderlich sind. Wenn im Blutbild weitere Werte auffällig sind, kann eine der folgenden Ursachen für einen verminderten BSG-Wert möglich sein:
- Polycythaemia vera: Polycythaemia vera ist eine seltene Bluterkrankung, bei der es zu einer übermäßigen Produktion von roten Blutkörperchen im Knochenmark kommt. Bei dieser Erkrankung können die roten Blutkörperchen langsamer absinken, was zu einem verminderten BSG-Wert führt.
- Hyperproteinämie: Eine erhöhte Gesamtproteinmenge im Blut, wie sie bei Hyperproteinämie vorkommt, kann zu einer verminderten BSG führen.
- Hypofibrinogenämie: Eine verminderte Menge an Fibrinogen (einem Protein, das an der Blutgerinnung beteiligt ist) im Blut kann zu einer verringerten Blutsenkungsgeschwindigkeit führen.
- Sichelzellanämie: Bei dieser erblichen Bluterkrankung haben die roten Blutkörperchen eine ungewöhnliche Form, was zu einer verringerten Blutsenkung führen kann.
- Hyperviskosität des Blutes: Eine erhöhte Viskosität des Blutes, wie sie bei bestimmten Erkrankungen wie Polyzythämie oder Hyperlipidämie auftreten kann, kann zu einer verminderten Blutsenkungsgeschwindigkeit führen.
- Anwendung von Medikamenten: Bestimmte Medikamente wie Kortikosteroide können zu einem verminderten BSG-Wert führen.
In einigen Fällen kann jedoch eine weitere Untersuchung notwendig sein, um die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln, insbesondere wenn andere Symptome oder Befunde vorliegen.

BSG-Normalwerte
Bei den Normwerten der Blutsenkung wird in aller Regel nach Geschlecht und Alter differenziert. Die Angaben sind häufig mit "nach Westergren" (n. W.) gekennzeichnet. Der Schwede Alf Westergren hat die Messung gemeinsam mit seinem Kollegen Robin Fåhræus im Jahr 1921 durch Standardisieren der Messskala sowie Zugabe von Natriumcitrat verfeinert.
Die Normalwerte bei gesunden Menschen unter 50 Jahre betragen:
- Männer: bis zu 15 mm pro Stunde n. W.
- Frauen: bis zu 25 mm pro Stunde n. W.
Für Gesunde über 50 Jahre und für Schwangere gilt:
- Männer: bis zu 20 mm pro Stunde n. W.
- Frauen: bis zu 30 mm pro Stunde n. W.
Der Blutwert BSG gehört nicht zum Blutbild (auch nicht zum großen Blutbild, wie viele Patienten fälschlicherweise vermuten).

Das Untersuchungsergebnis kann allerdings durch äußere Einflüsse leicht verfälscht werden. Dazu zählen:
- zu hoher Natriumcitrat-Anteil in der Probe
- zu hohe Raumtemperaturen (mehr als 25 °C)
- Erschütterungen, schnelle Bewegung der Probe
Neben dem manuellen Verfahren nach Westergren gibt es auch mechanisch-optische Systeme (z.B. Sedivette oder Seditainer) oder die automatisierte Bestimmung mit Hilfe eines photometrischen Systems, das Erythrozytenbewegung misst und bereits innerhalb von 20 Sekunden ein Ergebnis liefert.
In dem folgenden Video kann man sehen, wie die Blutsenkung funktioniert:
Quellen
- Klinische Chemie und Hämatologie, 9. Aufl. 2019, Klaus P. Kohse (Hrsg.), Thieme Verlag, Seite 408 folgend
- Lehrbuch der Physiologie, Rainer Klinke und Stefan Silbernagl, Georg Thieme Verlag, Seite 193 folgend
- Naturheilpraxis heute, Elvira Bierbach (Hrsg.), 5. Auflage 2013, Seite 868 folgend
- Wikipedia: Blutsenkungsreaktion, https://de.wikipedia.org/wiki/Blutsenkungsreaktion
Weiterführende Links
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https://www.blutwert.at/crp/zu-hoch.php
Wenn der Blutwert CRP ( C-reaktives Protein) über 5 mg/l ansteigt, deutet das auf eine Entzündungsreaktion oder Gewebeschädigungen im Körper hin. Der Wert ist sehr sensibel, d.h. die Leber beginnt dann innerhalb weniger