Kreatinin (Blutwert KREA / CREA) erhöht / zu hoch
Kreatinin ist ein Abbauprodukt des Kreatins, das in den Muskelzellen der Energiegewinnung dient. Wenn die Kreatinin-Konzentration im Blut (!) erhöht bzw. zu hoch ist, deutet das darauf hin, dass die Niere nicht genug Kreatinin abbauen kann. Das kann daran liegen, das kurzzeitig sehr viel Kreatinin freigesetzt wurde (z.B. durch starke körperliche Anstrengung über mehrere Stunden Tage).
In der Praxis deutet ein erhöhter Werte jedoch meist eher darauf hin, dass die Niere nicht genug Kreatinin herausfiltern kann. Man spricht von einer Niereninsuffizienz. Diese etwas grobe Diagnose reicht von einer teilweisen Funktionsstörung bis zu einem kompletten Nierenversagen.
Ein solcher temporärer Nierenschaden kann zum Beispiel durch eine Dehydrierung (starker Flüssigkeitsverlust, z.B. aufgrund von Durchfall oder Erbrechen) hervorgerufen werden.
Über das Blut gelangt Kreatinin in die Niere, wo es herausgefiltert und mit dem Harn ausgeschieden wird. Wenn der Blutwert Kreatinin (Abk. KREA oder auch en. Creatinin, Abk. Crea) erhöht bzw. zu hoch ist, deutet vieles auf eine Funktionsstörung in der Niere hin. Crea gehört zu den Nierenwerten. Kreatinin kann sowohl im Blut als auch im Harn gemessen werden.
Wodurch entsteht Kreatinin?
In fast allen Skelettmuskeln wird Kreatin (nicht Kreatinin!) als Energiereserve aufgebaut und gespeichert. Dieser Stoff kann in Energie (ATP -> ADP) für Bewegungen (Muskelkontraktion) umgewandelt werden. Dabei wird Kreatinin freigesetzt.
Da das Abbauprodukt Kreatinin keine weitere Funktion im Körper hat, muss es ausgeschieden werden. Dafür wird es in den Muskeln zunächst ins Blut abgegeben, wodurch es im Kreislauf bis in die Niere gelangt.
In der Niere befinden sich zahlreiche Nierenkörperchen, sog. Glomeruli (Einzahl: Glomerulus). In ihnen wird das Blut gefiltert. Der dabei entstehende Harn enthält allerdings noch viele Substanzen, die der Körper benötigt (z.B. Elektrolyte). Diese werden dann anschließend in den Nierenkanälchen (Tubuli) wieder in die Blutbahn zurückgeführt (resorbiert) - sofern sie wichtig sind. Kreatinin ist nicht wichtig bzw. sogar überflüssig. Es gelangt somit in den Harn (harnpflichtig).
Warum ist Kreatinin bei der Blutuntersuchung wichtig?
Aus der Kreatinin-Konzentration im Blut lassen sich zwei sehr wichtige Folgewerte ableiten:
- die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) zeigt an, wie gut die Nierenkörperchen (Glomeruli) insgesamt Susbstanzen (auch andere) herausfiltern. Das wird meist mit Hilfe des Kreatinin-Wertes berechnet, andere Substanzen eignen sich aber auch.
- die Kreatinin-Clearance ("Klarheit") zeigt an, wie gut die Niere Kreatinin herausfiltert (also wie viel Kreatinin dann in den Harn erlangt).
GFR und Kreatinin-Clearance sind also beides Werte, die anzeigen, wie gut die Filterfunktion der Niere funktioniert. Allerdings hängen die Werte stark von individuellen Faktoren ab (siehe unten).
Der Blutwert Kreatinin gehört auch zu den sog. SOFA-Werten, die bei Verdacht auf eine Sepsin beobachtet werden. Das ist auch bei der aktuellen Covid-19 Erkrankung wichtig, die durch das neuartige Coronavirus Sars CoV-2 hervorgerufen wird.
Kreatinin im Blutserum Normalwerte
Bei den Kreatinin-Normalwerten ist zu bedenken, dass der Referenzbereich von Alter, Gewicht und Muskelmasse abhängt. In der folgenden Tabelle sind die Werte für normale Erwachsene bis 50 Jahre angegeben. Bei Kindern und Jugendlichen ist der Wertebereich niedriger, bei älteren Menschen etwas höher. Auch bei Sportlern, insbesondere Bodybuildern, mit vielen Muskeln können höhere Werte noch im Normalbereich liegen.
Die übliche Maßeinheit für Kreatinin im Blut(-serum) ist mg/dl (Milligramm pro Deziliter). In manchen Laborbefunden wird der Wert auch in µmol/l (Mikromol pro Liter) angegeben.
Kreatinin-Normalwerte (im Blutserum) | |||
Abk. | Beschreibung | Männer | Frauen |
KREA | Kreatinin (im Blutserum) | 0,8 bis 1,3 mg/dl (ca. 70 bis 115 μmol/l) |
0,7 bis 1,1 mg/dl (ca. 60 bis 100 μmol/l) |
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Kreatinin im Urin
Kreatinin kommt nicht nur im Blut vor, sondern auch im Urin. Das Kreatin-Abbauprodukt wird in der Niere herausgefiltert und in den Urin abgegeben. Um tatsächlich Aussagen über die Nierenaktivität treffen zu können, wird in der Regel neben der Blutprobe auch eine Urinprobe analysiert. Dabei werden neben Kreatinin auch noch gleich eine ganze Reihe anderer Werte geprüft, z.B. Leukozyten im Urin. Wenn zu viele Leukozythen im Urin zu finden sind, liegt wahrscheinlich eine Entzündung der Niere oder der Harnwege vor.
Kreatinin im Urin Normalwerte
Es gibt im Prinzip zwei Methoden, um Kreatinin im Urin zu messen. Entweder im sog. "morgentlichen Urinstrahl", oder als "Sammelurin", der über 24 Stunden gesammelt wurde.
Die übliche Masseinheit für Kreatinin im Urin ist mg/dl (Milligramm p ro Deziliter). In manchen Laborbefunden wird der Wert auch in µmol/l (Mikromol pro Liter) angegeben.
Kreatinin-Normalwerte (im Sammelurin) | |||
Abk. | Beschreibung | Männer | Frauen |
KREA / Urin | Kreatinin (im 24h-Sammelurin) | 40 bis 260 mg/dl (ca. 3,5 bis 23 μmol/l) |
30 bis 220 mg/dl (ca. 2,5 bis 19 μmol/l) |
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Letztlich will man mit den Kreatinin-Werten vor allem herausfinden, ob die Niere einwandfrei funktioniert. Dabei interessiert vor allem die Frage, wie viel Blut in der Niere gefiltert wird und ob auch tasächlich alle harnpflichtigen Substanzen herausgefiltert werden. Diesen Durchsatz bezeichnet man als glomeruläre Filtrationsrate (GFR).
Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR)
Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) gibt das Gesamtvolumen des Primärharns an, das von allen Glomeruli (Nierenkörperchen) beider Nieren zusammen in einer bestimmten Zeit gebildet wird. Dies sind bei einem Menschen mit normalen Blutdruckwerten ...
- rund 120 Milliliter pro Minute,
- das entspricht rund 170 Liter pro Tag.
Ein Nierenkörperchen bildet mit einem Nierenkanälchen eine Funktionseinheit, das sog. Nephron.
Die Nierenkörperchen (Glomeruli) sind also - vereinfacht gesagt - diejenigen Instanzen, die das Blut "waschen". In ihnen werden alle kleinen Substanzen des Blutes herausgefiltert. Da dieser Prozess für das Blut bzw. den Flüssigkeitshaushalt insgesamt sehr wichtig ist, spielt die Filtrationsrate der Nierenkörperchen (GFR) eine sehr wichtige Rolle.
Die GFR sinkt ...
- mit zunehmendem Alter (physiologisch)
- oder bei Nierenerkrankungen (pathologisch).
Der GFR-Wert ist für die Einschätzung der Nierenfunktion die wichtigste Größe. Die Bestimmung kann auf zwei Wegen erfolgen:
- per Näherungsformel aus der Kreatininkonzentration (im Blutserum) berechnet (einfacher, aber ungenauer), sog. eGFR (siehe unten).
- oder als Kreatinin-Clearance bestimmt (genauer, aber aufwändiger).
Kreatinin-Clearance
Zur Berechnung der Kreatinin-Clearance benötigt man zwei Kennzahlen:
- Die Konzentration von Kreatinin im Blut.
- Die Konzentration von Kreatinin im Urin.
Normalerweise sollte die Niere (ungefähr) genausoviel Kreatinin ausscheiden, wie in den Muskelzellen entsteht. So kann ein gesundes Gleichgewicht erreicht werden. Wenn die Niere nicht richtig funktioniert, entsteht ein Ungleichgewicht.
Da die Kreatininkonzentration im Blut jedoch nicht konstant ist (was mit unterschiedlicher Aktivität zu tun hat), nimmt man für die vergleichende Analyse den 24-Stunden-Sammelurin.
Der Laborwert, der daraus berechnet wird, nennt sich Kreatinin-Clearance.
Der 24-Stunden-Sammelurin bereitet zwar manchen Patienten in der Praxis Probleme. Letztlich ist es jedoch die exakteste Methode, um die GFR und damit die Funktion der Nieren zu überprüfen. Die venöse Blutentnahme erfolgt entweder Mittag oder Abends.
Um das Verfahren zu vereinfachen, wurden verschiedene Formeln erdacht, bei denen das Geschlecht, das Alter, das Körpergewicht und die Körpergröße (genauer die Körperoberfläche) eine Rolle spielen. Mit diesen Parametern lassen sich statistische Normwerte ermitteln. Dadurch reicht eine einfache Urinprobe zum Vergleich aus (Morgenurin, Mittelstrahl).
Zu den verbreiteten Berechnungsformeln gehören:
- Cockcroft-Gault-Formel von Donald W. Cockcroft und Henry Gault (älter)
- Formel nach Mawer, Björnsson, Hull und Martin (neuer)
- MDRD-Formel der Modification of Diet in Renal Disease Study Group, 1999
- Schwartz-Formel zur Bestimmung der GFR bei Kindern
eGFR (geschätzt)
Die Abkürzung eGFR steht für estimated GFR, übersetzt: die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate. In diesem Fall wird gar keine Urinprobe hinzugezogen, sondern die Filtrationsrate der Nieren über Formeln berechnet (so ähnlich wie oben beschrieben, in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Körpergröße und -gewicht).
Im Internet werden sog. Nierenwertrechner angeboten, bei denen man anhand des Kreatininwertes und oben genannter Daten den eigenen eGFR berechnen lassen kann, z.B. www.nierenrechner.de
Weitere Nierenwerte
Neben Kreatinin gibt es weitere Substanzen, die in ähnlicher Weise Rückschlüsse auf die Funktionsweise der Niere erlauben. Dazu gehören:
Nierenwerte | ||||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte Männer | Normwerte Frauen | Siehe auch |
KREA | Kreatinin (im Blutserum) | 0,8 bis 1,3 mg/dl | 0,7 bis 1,1 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
Kreatinin (24h-Sammelurin) | 40 bis 260 mg/dl | 30 bis 220 mg/dl | ||
Kreatinin-Clearance | 100 bis 130 ml/min. | 80 bis 120 ml/min. | zu hoch zu niedrig |
|
Harnstoff | 17 bis 43 mg/dl | 15 bis 40 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
|
HS | Harnsäure | bis 7,0 mg/dl | bis 6,0 mg/dl | zu hoch zu niedrig |
CysC | Cystatin C | 0,53 bis 0,95 mg/l | 0,53 bis 0,95 mg/l | zu hoch zu niedrig |
Nierenwerte | |||
Abk. | Bezeichnung | Normwerte Männer |
Normwerte Frauen |
KREA | Kreatinin (im Blutserum) | 0,8 - 1,3 mg/dl | 0,7 - 1,1 mg/dl |
Kreatinin (24h-Sammelurin) | 40 - 260 mg/dl | 30 - 220 mg/dl | |
Kreatinin-Clearance | 100 - 130 ml/min. | 80 - 120 ml/min. | |
Harnstoff | 17 - 43 mg/dl | 15 - 40 mg/dl | |
HS | Harnsäure | < 7,0 mg/dl | < 6,0 mg/dl |
CysC | Cystatin C | 0,53 - 0,95 mg/l | 0,53 - 0,95 mg/l |
Abkürzungen: min = Minute; l = Liter; dl = Deziliter; ml = Milliliter; mg = Milligramm - Mehr zu den Einheiten
Weiterlesen
- med4you.at: KREATININ Referenzbereiche ("Normalbereiche")
- Apotheken-Umschau: Kreatinin: Abbauprodukt des Kreatins
- netdoktor.at: Kreatinin (Creatinin, Krea, Crea)
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